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Masern: Impfen – Wohlstandsluxus oder sozialer Pflichttermin?

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Impfprogramme sind erfolgreich:

  • Die Pocken (tödlich) sind ausgerottet.
  • Polio (Kinderlähmung) ist besiegt.
  • Auch Urlaubsreisen in ferne Länder sind, dank Reiseimpfung, sehr beliebt. Gegen Gelbfieber, Cholera, Typhus und Co. können wir uns mit wenigen Pieksen schützen.

Das sind Krankheiten, die früher Menschen in Massen hinweggerafft haben…

 

©-fovito-Fotolia.com
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Clostridium tetani ist tödlich, eine Behandlung des akuten Wundstarrkrampfes gibt es faktisch nicht – im Falle einer Infektion  bedeutet es die Amputation von betroffenen Gliedmaßen. Niemand kommt auf die Idee, eine Tetanus-Impfung in Frage zu stellen.

Der molekulare Mechanismus einer Impfung ist elegant und per se schonend. Statt sich mit dem echten, gefährlichen Erreger auseinandersetzen zu müssen, um Immunität zu erlangen, werden abgetötete Erreger oder sogar nur Teile von diesen dem Immunsystem als Sparringspartner zur Verfügung gestellt. Unser Immunsystem ist durch die Impfung für den Fall, dass uns der  krankheitsbringende Virus oder Keim trifft, spezifisch trainiert.

Ist Impfen nebenwirkungsfrei?

Nein, natürlich nicht – kein Arzneimittel und keine Therapie sind frei von Nebenwirkungen.

Für einen Asthmatiker kann eine Aspirin eine schwerwiegende Anaphylaxie verursachen.

Paracetamol ist das gängigste Mittel um Fieber zu senken, gerade bei Kindern mit einem fiebrigen Infekt, bei denen die Temperatur über 40 Grad Celsius steigt. Die Nebenwirkungen von Paracetamol – millionenfach über den Tresen geschoben – lauten in sehr seltenen Fällen: „schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, akuter allgemeiner pusteliger Hautausschlag), Überempfindlichkeitsreaktionen (von einfacher Hautrötung bis hin zu Nesselsucht, Kehlkopfschwellung, Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit, Blutdruckabfall und allergischem Schock“.

Entscheidend ist das Nutzen-/Risikoverhältnis einer Therapie bzw. eines Arzneimittels. Das Nutzen-/Risiko-Verhältnis von Impfungen, vorneweg der Masern Impfung, ist schlichtweg sehr sehr gut.

Mit einer Impfung bekomme ich eine Krankheit erst gar nicht! Ich schütze mich selbst, mein Kind und die Gemeinschaft, immungeschwächte Menschen oder noch nicht geimpfte Kinder.

Der Berufsverband der Kinderärzte lehnt eine Masernimpfpflicht ab und setzt auf Aufklärung. In einigen Kinderarztpraxen im Rheinland hat man sich darauf geeinigt, die Impfaufklärung von unschlüssigen Eltern keinerlei zeitlichen Beschränkungen aufzuerlegen. Keine Frage der Eltern soll unbeantwortet bleiben. Das ist vorbildliche ärztliche Kommunikation und Einstellung.

Welche Aufgabe haben die Hersteller von Impfstoffen in der Impfaufklärung?

Die sachliche Information darüber, was ihre Impfstoffe leisten und was nicht – aufgearbeitet für medizinischen Fachgruppen und für Laien in verständlicher, aber nicht in verniedlichter Sprache bitte.

Ein Problem bleibt: Die Impfstoff-Hersteller stehen unter Generalverdacht: „…die wollen ja nur Geld verdienen..“  Das stimmt!

Hersteller von Impfstoffen verdienen Geld mit der Erforschung, Herstellung und dem Vertrieb ihrer Produkte. Würden sie das nicht tun, gäbe es keine Unternehmen, die den Grippeimpfstoff für die nächste Saison entwickeln oder an einem Ebola-Impfstoff arbeiten. Wichtig: Unabhängige Wissenschaftler an Universitäten erforschen natürlich auch neue Impfstoffe, wie beispielsweise gegen Ebola, aber die kostspielige Entwicklung, klinische Erprobung, industrielle Massenproduktion und Vertriebslogistik kann eine Universität eben nicht leisten, sondern die dafür spezialisierte Industrie. Ja, die lassen sich das gut bezahlen, fast so gut wie deutsche Premium-Automarken. Wirft irgendjemand BMW oder Mercedes vor, dass diese Unternehmen wirtschaftlich unglaublich erfolgreich sind? Wohl kaum, wir sind sogar stolz auf diesen Erfolg. Warum nicht bei Pharmaunternehmen? Weil wir es als unethisch empfinden, dass ein Unternehmen mit Krankheiten Geld verdient! Hier ist wesentlich mehr Ehrlichkeit und Transparenz in der Kommunikation aller Beteiligten von Nöten.

So muss die Preisgestaltung eines Unternehmens nachvollziehbar sein und auf dem Boden des wirtschaftliche Leistbaren der Gesundheitssysteme bleiben. Nur, wenn die Preise der neuen, revolutionären Hepatitis C-Polymerasehemmer selbst westliche Gesundheitssysteme sprengen und statt einer ethisch berechtigten breiten Anwendung bei allen Betroffenen nur schwersten Fällen vorbehalten werden können, erweist dieses Unternehmen der gesamten Pharmaindustrie einen Bärendienst. Die wütende Reaktion der Gesundheitspolitik wird schneller folgen als ihnen lieb ist – dies wird beispielsweise in der Gegenwehr der indischen Regierung in Sachen Patentschutz deutlich.

Zurück zur Impfaufklärung:

Diese funktioniert nur, wenn sie kontinuierlich ist und man Nutzen und Risiko offen darstellt. Wer sich dann pro oder contra Impfung entscheidet muss dann allerdings auch die Konsequenzen zu tragen bereit sein. Es gehört natürlich auch Rückgrat dazu, ideologischen Verschwörungs-Theoretikern sachlich entgegenzutreten. Nicht, weil ich glaube, diese überzeugen zu können, aber um deren Argumenten eine sichtbare Gegenstimme zu geben. Gefragt sind meinungsbildende Stimmen in der Öffentlichkeit: sachlich und ruhig, aber auch konsequent. Masern sind keine lustige Kinderkrankheit, Keuchhusten ebenso wenig und was ein Ebola-Ausbruch bedeutet, ist aufgrund der jüngsten Ereignisse wohl jedem klar…

 

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